Zusammen mit dem Logistik- und Supply Chain Spezialist HAVI steuert Remondis seit Anfang 2023 den Prozess des Transports und der Reinigung von Mehrweg-ToGo-Geschirr von bis zu 1.450 deutschen McDonald‘s-Restaurants. Nach der Reinigung im Spülzentrum Essen werden die Mehrwegverpackungen wieder in das System zurückgeführt. Roland Lenders, Gf, und Johannes Hatting, Projektleiter, beide Remondis Resource Management GmbH, über die Perspektiven des Geschäfts.
INSIDE: Man fühlt sich bei der Einführung der Mehrwegangebotspflicht manchmal an die Zeit der Einführung des Zwangspfandes erinnert.
Lenders: Das mag sein, wir jedenfalls waren rechtzeitig bereit. Die meisten werden das ganzheitliche Konzept inkl. Pfandabwicklung, Zählung, Sortierung, Reinigung und Logistik nicht anbieten können. Wir verstehen uns da als unabhängiger Komplettanbieter.
INSIDE: Wo sehen Sie die Zukunft des Geschäfts?
Hatting: Für uns ist die Kooperation mit Havi und McDonald‘s ein Pilotprojekt, auf dem wir aufbauen. Solche Dienstleistungen werden mittlerweile überall nachgefragt. Also nicht nur aus der Gastronomie und aus dem Lebensmitteleinzelhandel. Auch Kommunen sind jetzt aufmerksam geworden und denken darüber nach, ihre Stadtfeste und Veranstaltungen auf Mehrweg umzustellen. Da sind wir in vielversprechenden Gesprächen.
INSIDE: Aktuell hat Mehrweg den gleichen Preis, und man darf ein Pfand erheben. Es wird also benachteiligt...
Hatting: Aktuell fehlt es schlicht an weiteren Anreizen, um die Mehrwegalternative für den Verbraucher attraktiver zu machen.
INSIDE: ... plus die Substituierung durch Papierbehälter.
Hatting: Korrekt. Da ist die Frage, wie das gesetzlich geändert wird. Der ganz dicke Brocken am Horizont ist aber das Prefill-Thema. Wenn Sie vor der Convenience-Theke im Supermarkt stehen, vor den abgepackten Salaten und den Müslis. Das ist dann eine ganz andere Hausnummer.
INSIDE: Ich frage mich, wie Sie Ihr derzeitiges Business-Modell ausweiten wollen. Mit McDonald‘s mag das ja funktionieren, aber wie wollen Sie das mal in der Breite handeln, mit Kiosken und Dönerbuden?
Lenders: Wir stellen uns dem Markt und sind der Dienstleister für alle Anbieter. Der Markt wird das regeln oder auch die Gesetzeslage, ob das mit 200 Insellösungen so sinnvoll ist.
INSIDE: Aber es ergibt doch keinen Sinn, unzählige Systeme von unzähligen Anbietern einzusammeln und quer durch Deutschland zu Ihrem Waschzentrum nach Essen zu fahren.
Lenders: Je nach Akzeptanz der Verbraucher werden wir früher oder später ein flächendeckendes Logistiknetz und die dafür erforderlichen Spül- und Sortierzentren errichten.
INSIDE: Lehnen Verbraucher Mehrweg bei To-go oft noch ab, weil sie in puncto Hygiene Vorbehalte haben?
Lenders: Zurzeit ist allgemein noch Standard, dass eine visuelle Kontrolle erfolgt. Es entscheidet der Mitarbeiter an der Spülanlage, ob das Gebinde sauber ist oder eben nicht. Wir legen den Fokus auf Automatisierung in unseren Anlagen, vor allem bei der Qualitätskontrolle, die dann analog zur Getränkeindustrie erfolgen soll.
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Artikel aus Heft 921 / Schwerpunkt "Gastronomie"