Kriminelle haben einen angeblichen Mitarbeiter der Brauerei auf Facebook erfunden. Dieser schwadronierte über mögliche Standortschließungen oder gar den Konkurs des Unternehmens, um Unsicherheit zu schüren. Opfer sind auch andere große, krisengeplagte Firmen wie BASF und VW. Das Ziel der Täter scheint klar: pro-russische Propaganda.
Oettinger ist Opfer einer Desinformations-Kampagne im Internet geworden. Laut gefälschten Facebook-Seiten würden Standorte geschlossen, die Brauerei stehe vor dem Konkurs. Teil des Fakes: ein erfundener Mitarbeiter namens Gerd Burgstaller. Er fürchte um seinen Job, unter anderem, weil die deutsche Bundesregierung die Interessen der Ukraine über die der eigenen Bürger stellen würde. Wer hinter der Aktion steckt, ist unklar, wie das Recherchezentrum Correctiv berichtet – offenbar handelt es sich aber um pro-russische Kanäle. Weitere Behauptungen: Werke oder Standorte von BASF, Siemens, Volkswagen und Ford in Deutschland würden wegen der Energiekrise geschlossen und nach China, Spanien oder in die USA verlegt.
Alle Unternehmen wiesen die Beiträge als frei erfunden zurück – auch Natalie Bajon, Sprecherin von Oettinger. Bis auf die längst bekannte Aufgabe des Standorts Gotha in Thüringen (INSIDE 913) seien keine weiteren Schließungen geplant. Die Informationen wurden offenbar gezielt verbreitet. Jemand hat wohl Geld dafür bezahlt, dass der Beitrag über den angeblichen Oettinger-Konkurs einem bestimmten Personenkreis angezeigt wird: Menschen in Nordrhein-Westfalen. Dort hat Oettinger in Mönchengladbach einen seiner drei verbliebenen Standorte. Nach einem Tag deaktivierte aber der Facebook-Mutterkonzern Meta die Anzeige, weil sie gegen Werberichtlinien verstoße.
Basis für die Fehlinformationen waren wohl auch (zutreffende) Berichte über sinkende Absätze von Oettinger, unter anderem in INSIDE (Ausgabe 906), die allerdings nicht auf einen baldigen Konkurs hindeuten. Die Anlehnung an tatsächliche Negativschlagzeilen über die betroffenen Firmen sollten die Fakes vermutlich glaubwürdiger erscheinen lassen.
Artikel aus INSIDE 917