20 Jahre nach der Erfindung des Qualitäts-Wettbewerbs European Beer Stars EBS endet die Zusammenarbeit der Privaten Brauer mit Doemens auf die maximal schlechteste Art. Am Ende bleibt ein Scherbenhaufen.
„Auf die Idee zu einer anderen Art von Wettbewerb für Biere kam ich um die Jahrtausendwende“, reklamierte Dr. Karl-Ullrich Heyse vor Jahren den EBS für sich. Eine Wahrnehmung, die von allen anderen Protagonisten nicht unbedingt geteilt wird. Vor 20 Jahren war Roland Demleitner schon Gf des Bundesverbandes der Privaten Brauer, er fühlt sich im Rückblick ebenso als Erfinder des Wettbewerbs wie Dr. Werner Gloßner, dem die pikanteste Rolle in dem denkwürdigen Spektakel zukommt: Gloßner war 2003/04 Gf der Privaten Brauer in Bayern und schob die Zusammenarbeit mit Doemens an; jetzt ist er dort selbst Geschäftsführer. Umso mehr flog ihm letzte Woche ein bitteres Schreiben der Privaten um die Ohren, in dem diese sich gegen seine, Gloßners, Unterstellung verwehrten, sie, die Privaten, hätten Doemens „gekündigt“. Ist gar nicht so, sagen die Privaten: „Entgegen der Darstellung der Doemens Akademie haben wir als Veranstalter die Kooperation mit (...) Doemens nicht gekündigt, sondern hätten diese – unter neuen Vorzeichen – sogar gerne fortgesetzt.“ Ja was denn nun?
Für die Privaten Brauer ist der Wettbewerb unabdingbar. Die Verleihung samt „Nacht der Sieger“ ist zentraler Bestandteil der BrauBeviale (und dazwischen bei der Drinktec), die zu guten Zeiten eine laut INSIDERN siebenstellige Summe in die Portokasse des Verbandes spült. Aktuell haben die Kartellbehörden ein Gemeinschaftsunternehmen von Messe Nürnberg und Messe München im Sektor Getränke durchgewunken (INSIDE 915). Für die Privaten Brauer, deren finanzielle Ausstattung elementar mit dem Gelingen der BrauBeviale verknüpft ist, eine Frage von Leben und Tod. So wurde gar nicht erst lange kaschiert, dass man „mit dem Umzug der Expertenverkostung nach Nürnberg (...) ein weiteres klares Bekenntnis“ setzen wolle, „dass der European Beer Star und die BrauBeviale zusammengehören“. Eine Liebesgabe, um ein Abwandern zu verhindern.
Doemens war damit als Logistik- und Verkostungspartner raus. Auf den Rest vom Schützenfest (Sensorikkurse, Beratung, Sponsorenschaft) hatte das Doemens-Team um Werner Gloßner dann keine Lust mehr, alldieweil die Privaten auch behaupten, dass bei Doemens „die räumlichen Kapazitäten (...) nicht immer in ausreichendem Maße für die Durchführung der Expertenverkostung (...) zur Verfügung stünden und ein weiteres Wachstum nicht möglich sei“. Alles Kokolores, heißt es bei Doemens. Stimmt nicht. Könnten wir locker.
Dann ging alles ganz schnell: Proaktiv zum Ende einer Bedenkzeit sagten die Münchner den Privaten ab – und fluteten zeitgleich die sozialen Netzwerke. Der finale Cut. Die goldene Medaille für die dümmste PR-Aktion wird definitiv zwischen den beiden Häusern entschieden.
Artikel aus INSIDE 916