Nach den Preiserhöhungen des letzten Jahres fordert der LEH nun wieder Senkungen. Für Frischware, Mopro oder Fleisch ist das ein üblicher Vorgang. Für Getränke bislang nie. Der LEH-Einkauf weiß: Brauer oder Brunnen hatten die Kostenexplosion mit ihren Preiserhöhungen nur ansatzweise abgefedert, und sind ohnehin an langfristige Rohwaren-Kontrakte gebunden.
Dass die Edeka-Tochter Netto vor vier Wochen alle Lieferanten, auch Getränkehersteller angeschrieben hatte (INSIDE 927: Brandbrief von Netto"), schien deshalb nur ein kleiner Unfall. Doch der scheinbare Unfall war ein Vorstoß. Edeka-Chef Markus Mosa und sein letzten Herbst von Procter & Gamble geholter Einkaufsvorstand Steffen Schmauss schicken das Netto-Schreiben nun gleichlautend an alle ihre Industriepartner (siehe unten).
Dort heißt es unverblümt: „Wir schreiben Sie heute an, weil wir uns darüber wundern, dass wir noch keine entsprechende Nachricht in Bezug auf die massiv gesunkenen Rohstoffpreise von Ihnen erhalten haben. Diese nur faire Kostensenkung gilt es nun unverzüglich in die Preiskalkulation einzubeziehen!“
Hintergrund der - zumindest was Getränke betrifft - irrwitzigen Forderung könnte sein: Mosa wird nervös. Der Konsum lässt nach der Corona-Party deutlich nach. Die Margen schrumpfen. Aus Angst vor dem Discount forciert die Edeka-Zentrale Eigenmarken. Dementsprechend heftig fallen die Rückgänge im Markenbereich aus. Und erste Edeka-Genossen zweifeln an ihrer Führung.