In einem Interview mit dem Focus hat Edeka-Chef Markus Mosa herbe Kritik am Verhalten internationaler Konzerne geübt, die am deutschen Geschäft immer weniger Interesse hätten. Der über Einkaufsgesellschaften (Everest und Epic Partners) selbst EU-weit vernetzten Edeka werde, so Mosa, von internationalen Markenartiklern der Bezug von günstigeren Produkten aus dem Ausland untersagt, "und das, während wir 30 Jahre EU-Binnenmarkt feiern" (dessen Vorteile von den Konzernen im Gegenzug aber ausführlich genutzt würden).
Mosa, der derzeit noch immer u.a. Pepsi- und Mars-Produkte ausgelistet hat, spricht selbst von einem "Machtkampf" mit Herstellern, allerdings nicht mit mittelständischen und landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland - "mit denen arbeiten wir vernünftig zusammen". Die deutschen Markenartikler seien "preislich stabil" - anders als globale Industriekonzerne, die weiterhin den Versuch unternähmen, sich "von den wieder sinkenden Rohstoffpreisen abzukoppeln."
Selbstredend ließ der Edeka-Chef die Gelegenheit nicht aus, für seine Eigenmarken zu werben - "da geht es allein bei uns um über 2.300 Artikel, die schon in diesem Jahr günstiger geworden sind".
Mosas Tirade findet Widerhall in den gestern vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten aktuellen Zahlen zur Inflation. Demnach schwächte sich die Inflation im Oktober zwar gesamt auf 3,8 % gegenüber Vorjahr ab (im September waren es noch 4,5 %); Nahrungsmittel verteuerten sich aber um 6,1 % gegenüber Oktober 2022 und bleiben damit Inflationstreiber (alkoholische Getränke wurden zusammen mit Tabakerzeugnissen um 8,5 % teurer).
In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 hatte der Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln gegenüber dem 1. Halbjahr 2022 real einen deutlichen Rückgang von 5,8 % verbucht, aber nominal einen Anstieg von 7,6 %. Die Ursache für den realen Rückgang bei gleichzeitigem nominalem Umsatzanstieg waren die stark gestiegenen Nahrungsmittelpreise, die in der ersten Jahreshälfte 2023 der stärkste Preistreiber der Gesamtteuerungsrate waren. Der starke Anstieg der Lebensmittelpreise dürfte zugleich die wesentliche Ursache für den Rückgang der realen Umsätze der Branche sein: In allen 24 Monaten der letzten zwei Jahre ist der reale Umsatz des Lebensmittelhandels gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat gesunken.