Die einst so stolze und noch Anfang der 2000er Jahre 1,5 Mio hl große Diebels-Brauerei, die heute kaum mehr 200.000 hl macht, wird weiter eingedampft. Am späten Mittwochabend teilte der Mutterkonzern AB Inbev dem Betriebsrat und den Brauereimitarbeitern mit, "dass Restrukturierungen innerhalb der Brauerei vorgenommen werden". Was genau darunter zu verstehen ist: Rund die Hälfte der Mitarbeiter muss gehen, eine der beiden Abfülllinien wird vom Netz genommen.
Das Trauerspiel um die Brauerei geht damit weiter. Schon 2017 hatte AB Inbev Diebels zusammen mit Hasseröder ins Schaufenster gestellt und über die Deutsche Bank einen Verkaufsprozess angestoßen - allein: diverse Investoren sprangen ab, am Ende blieben beide Standorte unverkäuflich.
Ein Unternehmenssprecher erklärte jetzt, die Entscheidung für die Schrumpfkur sei "sowohl notwendig als auch unaufschiebbar, wenn wir den Standort erhalten wollen. Wir wissen um unsere Verantwortung."
Mit Belegschaft und Betriebsrat soll nun laut Konzern ein Weg gefunden werden, wie der Stellenabbau "möglichst sozialverträglich und fair vonstattengehen kann". Für die betroffenen Mitarbeiter würden einvernehmliche Lösungen gesucht. Diebels Alt werde auch künftig in Issum gebraut und werde auch weiterhin erhältlich sein, heißt es seitens AB Inbev. Die Maßnahmen dienten vor allem dazu, das Netzwerk der "vier deutschen Brauereien zu stärken und es für kommende Herausforderungen aufzustellen".
Diebels hatte bereits in den 90er Jahren als Altbier-Marktführer trotz stetig steigender Marketing- und Vertriebsetats mit sinkenden Absätzen zu kämpfen. Im Jahr 2001 öffnete sich der Gesellschafterkreis um Helga-Hasebrink-Diebels und Karl-Heinz Bösken-Diebels schließlich für Verkaufspläne (INSIDE 379). Nachdem im Inland alle potenziellen Kandidaten (u.a. Warsteiner, Krombacher, Bitburger) abgewunken bzw. nicht genug Kohle geboten hatten, bekam im Juli 2001 schließlich der belgische Braukoloss Interbrew den Zuschlag.
INSIDE schrieb damals in Ausgabe 387: "Noch bevor sich ein internationaler Braukonzern die Brauerei Beck & Co unter den Nagel reißen wird, haben die Gesellschafter der Issumer Altbierikone als erste deutsche Brauerfamilie ihre Bude ins Ausland verhökert." Für 80 Prozent der Anteile legten die Belgier damals weit über 200 Mio DM auf den Tisch. Es war der Anfang vom schleichenden Ende der Traditionsmarke vom Niederrhein.