Mit Schwankungen zurechtzukommen, ist Grundvoraussetzung für Getränkehersteller und -händler. Doch der jähe Einbruch der letzten Wochen fällt beispiellos heftig aus. Es schrillen die Alarmsirenen. Zu weiterhin steigenden Kosten gesellt sich jetzt eine sinkende Effizienz aufgrund fehlender Menge.
Die Erwartungen für 2023 waren verhalten. Der alljährlich auf dem Get.In-Kongress von 350 Getränkemanagern erstellte Geschäftsklima-Index fiel pessimistisch wie nie aus. Ein überraschend guter Start ließ bis Ende Februar zarte Hoffnung keimen, dass es doch nicht so schlimm wird; dann rissen die Absätze ab.
Im Handel laufen erschreckende Rückgänge auf. Streckenverleger berichten über zweistellige Verluste. Im Tagesvergleich würden die Mehrweg-Mengen von LEH oder Großflächen-Outlets im April zwischen 20% und 40% unter Vorjahr liegen. Hersteller ächzen von Nord bis Süd. Besonders Bier ist betroffen. Dabei fehlen im Vergleich zu vor Corona schon per Ende Februar 1,6 Mio hl oder 12,4%.
Es gibt Erklärungen. Das Wetter: Im März schien die Sonne in Deutschland durchschnittlich nur 100 Stunden im Vergleich zum Rekordmärz des Vorjahres mit 256 Stunden. Und die Misere setzte sich im April fort. Die letzten Corona-Rückflüsse sind versiegt: Jetzt läuft die Getränkebranche wieder gegen vergleichbare Vorjahreszahlen. Außer Haus-Zuwächse fallen weg. Inflation und Preiserhöhungen: Verbraucher agieren insgesamt vorsichtig.
Die nächsten Monate werden ohnehin schwierig. Der Rekordsommer 2022 ist nicht zu toppen. Ein unerwartet hohes Absatzminus drückt auf die Erträge. Die leichte Entlastung, die Industrie durch Preiserhöhungen und sinkende Energiekosten zuletzt erfahren haben sind schnell aufgezehrt. Der Kostendruck bleibt hoch: Aktuell setzt die NGG historisch hohe Lohnsteigerungen von 10-12% durch. Herstellung und Vertrieb von Getränken werden immer teurer.
Artikel aus INSIDE 925