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#915

Trinks ohne CEO: Visionen? Nein danke!

Das Coca-Cola-Loch

Boykott seit September. Coca-Cola Europacific Partners Deutschland hatte im Juni für den 1.9. 22 eine Preiserhöhung um knapp 10% angekündigt, die die Edeka kategorisch ablehnte. Die CCEP stellte die Belieferung ein, eine kurzzeitig erwirkte Einstweilige Verfügung der Edeka wurde abgeschmettert (INSIDE 912). Hinter den Kulissen bemühten sich die diplomatischen Corps um Vermittlung. Bis dato ohne Ergebnis.

Kein Friede zwischen Deutschlands größtem Lebensmittelhändler und seinem wichtigsten Getränkelieferant. Jetzt drohen auch die wichtigen Aktionen zum Jahresende auszufallen, in denen die Edekaner alljährlich einen erklecklichen Teil ihrer 10 Mio hl Coke drehten.

Der Kampf zwischen dem LEH-Gigant und seinem größten Getränkelieferant geht weiter. Seit Anfang September liefert Coca-Cola Europacific Partners Deutschland keine Ware mehr an Edeka. Die Lücke schmerzt. Zwar sollen die Umsatzverluste bei den Edeka-Händlern im September und Oktober noch überschaubar gewesen sein. Weil Bestände noch aufgebraucht werden konnten. Weil andere Limonadenmarken beim Verbraucher aufgeholt haben. Doch Coca-Cola ist wichtig. So wichtig, dass viele Edekaner den Boykott der Zentrale unterlaufen und sich Ware über Fachgroßhändler besorgen. Die Zentrale fordert Solidarität ein, trifft aber bei der Fülle von aufgelisteten Herstellern (Mars, Procter & Gamble, Danone etc.) auf nicht mehr all zu viel Verständnis ihrer Händler. Für Ärger unter den Genossen sorgt die auffällige Verfügbarkeit von Coca-Cola-Produkten bei vereinzelten Edeka-Filialbetrieben. Offenbar hatten einige aufmerksame Regionalleiter eigens Läger angemietet, um Coke zu bunkern. Zum Gemaule der Kunden kam für viele Edekaner (gerade in Innenstadtlagen) der Überhang an Coke-Leergut. Und so musste die Zentrale Signale der Annäherung aussenden, um die CCEP wenigstens zur Lieferung von Leerrahmen zu überreden.

Doch mehr war bisher nicht drin. Dabei drängt die Zeit. Für das Jahresende, wenn Coca-Cola die Weihnachts­trucks rollen lässt, sind wieder diverse Aktionen vereinbart. Für diese traditionell absatzstärksten Wochen hat Coca-Cola bereits kräftig vorproduziert. Nun droht der Umsatzschub für CCEP und Edeka auszubleiben.

Querschläger aus London

Letzten Donnerstag schienen die Coke-Laster schon wieder auf dem Weg zur Edeka. Die Lücken in den Getränkeregalen sollten sich endlich wieder schließen. Doch dann brachte Coca-Cola Europacific Partners-CEO Damian Gammell die mühsam von seinen deutschen Key Accountern aufgebaute Einigung unversehens zum Einsturz, als er sich gegenüber Investoren in Szene setzte. Beim sogenannten Capital Market Day, auf dem auch AR-Chefin und Hauptgesellschafterin Sol Daurella auftrat, plusterte sich die CCEP mächtig auf. Die hohen Kosten habe man grandios gemeistert, die Performance sei fantastisch, besonders bei den Discountern in Deutschland, wo man laut Gammell „wachsende Marktanteile in einem wachsenden Kanal“ erreicht habe.  Die hohen Gewinnmargen des Konzerns würden noch verbessert, tönte Gammell, durch kleinere Verpackungen und höhere Preise. Preisverhandlungen seien künftig „nicht mehr dieser Einmal-im-Jahr-Termin“, sondern eine „fortwährende Diskus­sion“. Und er versprach den Analysten weitere Erhöhungen: „Wir werden im ersten Quartal nachlegen. Der normale Termin ist Januar, Februar oder März, je nach Markt. Wir besprechen das mit unseren Händlern. Wir suchen nach elastischen Modellen.“

Die Antwort der Edeka bzw. der europäischen Einkaufsgesellschaft Everest auf Gammells Getöse ließ nicht lange auf sich warten. Die in Deutschland eigentlich schon erzielte Einigung liegt – zumindest bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe – wieder auf Eis. Die für letzte Woche vorgesehene Freigabe blieb aus. Den Getränkeabteilungen der Edeka droht ein trauriger Jahresausklang.      

Artikel aus INSIDE 915