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Darguner: Trügerischer Burgfrieden

Es ist noch nicht lange her, da streikten zahlreiche Mitarbeiter der Darguner Brauerei für Tariflöhne. Nun vermeldet die 100%-ige Tochter der dänischen Harboes Bryggeri A/S Einigung im Gehaltsstreit – ganz ohne Tarifvertrag. Die Gewerkschaft NGG spricht von „Erpressung“.

Das Personalkonzept „Darguner Weg“ soll den „langfristigen Rahmen für eine weitere positive Entwicklung sowohl für die Mitarbeiter als auch für das Unternehmen“ schaffen. Diese aus Sicht der Darguner Brauerei „ideale Lösung für das Familienunternehmen“ stellten Harboes-Boss Søren Malling und der Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Griese kürzlich den Mitarbeitern der größten Brauerei Mecklenburg-Vorpommerns vor. Der „Darguner Weg“ sieht demnach zum 1. Mai 2021 eine Erhöhung der Stundenlöhne (INSIDER sprechen von 3%) und die Einführung von Leistungsboni (bis zu 10%) vor. Der Betriebsrat steht laut Brauerei einstimmig hinter dem neuen Konzept und geht davon aus, „dass intern eine gute und tragfähige Lösung für die Mitarbeiter gefunden wird“. Dies wolle der Betriebsrat auch der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mitteilen. Die Brauerei sieht das eigenen Angaben zufolge als großes Vertrauensvotum der Belegschaft und verspricht eine „transparente Entwicklung und Umsetzung des Personalkonzepts ‚Darguner Weg‘“.

Die vermeintliche Eintracht zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern irritiert die NGG. Sie spricht von einem „Diktat“ der Geschäftsführung. Die Belegschaft sei massiv unter Druck gesetzt und vor die Wahl gestellt worden, den „Darguner Weg“ mitzugehen oder den Arbeitsplatz zu riskieren. Des Weiteren wirft die Gewerkschaft der Brauerei vor, die 300 Angestellten unzulänglich informiert und somit bewusst getäuscht zu haben. Die Lohnerhöhung sei obendrein gemessen an dem bisher niedrigen Niveau viel zu gering.

NGG will Konflikt nach Dänemark bringen

Von nun einkehrender Ruhe, die von der Brauerei proklamiert wird, will die NGG nichts wissen. Der Kampf sei noch lange nicht vorbei. Die Gewerschaft will sich in der Causa nun mit den Kollegen aus Dänemark austauschen und auch die dänische Öffentlichkeit auf das Problem sittenwidriger Entgelte (laut NGG zahlt Darguner monatlich zwischen 1.000 und 1.700 Euro weniger als andere vergleichbare Brauereien in Mecklenburg-Vorpommern) des dänischen Konzerns auf deutschem Boden aufmerksam machen. Darüberhinaus will die NGG die deutsche Politik in die Pflicht nehmen. Es sei auffällig, dass gerade Firmen aus Dänemark in Mecklenburg-Vorpommern häufig keine Tarifverträge hätten, erläutert die NGG. 

Tarifvertrag? Nein Danke! 

Seit längerem versucht die Gewerkschaft für ihre in der Darguner Brauerei organisierten Mitglieder (knapp über 50%), einen Tarifvertrag auszuhandeln. Das lehnt die Geschäftsführung jedoch strikt ab und begründet dies v.a. damit, dass in Dargun hauptsächlich Bier (1,3 Mio hl) und AfG (1,6 Mio hl) mit sehr niedrigen Margen für Discounter (Export und Billig-Eigenmarken Mecklenburger und Darguner) und LEH produziert werde. Dabei seien die Produktpreise in den letzten Jahren stabil geblieben, während die Kosten einschließlich für das Personal gestiegen sind. Ferner wolle man die Verantwortung und Steuerung im Unternehmen behalten. Unklar sei zudem, welcher Tarifvertrag (Braugewerbe oder Mineralbrunnen) für Darguner der richtige hätte sein sollen? Seitens der Brauerei heißt es, die NGG habe das Ziel verfolgt, einen Tarifvertrag angepasst an den Tarifvertrag des Brauwesens von Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern abzuschließen. Die Gewerkschaft wiederum behauptet, die Frage nach dem richtigen Tarifvertrag sei nie gestellt worden. Wann auch? Bei Darguner hält man ganz offenkundig nichts von Tarifverträgen. Man will sich von außen nicht reinreden lassen. Die Gewerkschaft wird dies trotz allem weiterhin tun. Dessen ist sich auch die Darguner-Führung bewusst. Der „Polemik der NGG“ sei man aber überdrüssig und wolle darauf nicht mehr eingehen. 

Den Fokus richtet das Unternehmen lieber auf sein internes Personalkonzept und zu diesem gehört auch ein neuer Vertriebsdirektor, der neue Impulse geben soll und zum 1.1.2021 seinen Dienst antritt. Um wen es sich dabei handelt, wollten die Verantwortlichen aus Dargun noch nicht preisgeben.

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