Viele Wege führen nach Rom – das ist im Fall der deutschen Brauer wörtlich zu verstehen. Mit verschiedensten Strategien versuchen sie, in den wichtigsten Exportmarkt Italien Hektoliter zu drücken. Die Beer & Food Attraction in Rimini wird dabei wieder zum Place to be.
Wenn Bernhard Schadeberg einer der ersten Fachbesucher ist, die einem über den Weg laufen, könnte das für eine Getränkemesse ein gutes Zeichen sein. Im Falle der 8. Beer & Food Attraction (19.-22.2.) stimmt das – Rimini meldet sich zurück: 12% mehr Besucher als 2020, 30% mehr Ausländer, insgesamt 600 Marken in zwölf Messehallen. Mit teils imposanten Ständen zeigen sich auch die deutschen Brauer wieder auf ihrem mit 3,413 Mio hl größten Exportmarkt. Jüngere Italiener entdecken das Bier mehr und mehr für sich: Waren es einmal knapp 100 Liter Wein und 20 Liter Bier pro Kopf im Jahr, liegen die beiden Kategorien mittlerweile mit je 35 Litern gleichauf. Hekto-Potenzial, das jeder für sich einzufahren versucht. Aber wie?
Der vielschichtige, Verleger-dominierte italienische Markt bietet Platz für unterschiedlichste Export-Konzepte: Dem Exklusivimporteur Interbrau nur noch bedingt treu ist Augustiner, das die Touristen am Gardasee inzwischen von anderen Getränkehändlern beliefern lässt. Unveränderte Bedeutung hat Interbrau für Schneider, das in Zeiten eines auch in Italien rückläufigen Weißbier-Markts vom Erfolg seines Bayerisch Hell schwärmt (das in Deutschland unter Helles Landbier firmiert). Neu am Start ist Valter Tognolos (Ex-Interbau-Mann) BeerGravity, der sich unter anderem Erdinger für Brauhaus Hell und Urweisse sowie Einbecker angeschlossen haben. Einzig mit deutschen Marken (HB München Nord- und Mittelitalien, Andechser, Distelhäuser, Rothaus, Allgäuer Brauhaus) ist Importeur Kiem unterwegs, der jährlich über 50.000 hl dreht.
In Eigenregie betreiben neben den großen deutschen Brauern auch diejenigen das Italien-Geschäft, bei denen es besonders viel vom Gesamtabsatz ausmacht, darunter Kuchlbauer (fast 20.000 hl in Italien) und die Schlossbrauerei Kühbach. Das mittelfristige Ziel der italienischstämmigen Inhaberfamilie Beck-Peccoz: Mit eigenem Markenauftritt („La Birra Bavarese dal Cuore Italiano“), italienischen Bierfluencern und eigenem Vertriebsteam mittelfristig in Italien ähnlich viel Bier verkaufen wie in der bayerischen Heimat (2022: Deutschland 35.000 hl, Italien 8.500 hl). Dass der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind, zeigt auch Arco Moos-Chef Holger Fichtel: Er lässt etwa jedes dritte Heimspiel von Juventus Turin 600 Fässer Bier á 30 Liter von seiner Privatbrauerei Eschenbach über die Alpen fahren - macht (bei dauerhafter Lieferung) alleine pro Jahr über 1.000 hl.
Der Kampf um die Italien-Hektos läuft auf Hochtouren – und Rimini ist für die deutschen Player nach langer Durststrecke wieder der Place to be. 2024 steigt die Messe vom 18. bis 21. Februar.
Die Top 10 deutsche Markenimporteure in Italien in hl:
1. AB Inbev 950.000
2. Paulaner 300.000
3. Warsteiner 140.000
4. Radeberger 95.000
5. Kulmbacher 52.000
6. Bitburger 50.000
7. Krombacher 47.000
8. Hofbräu München 45.000
9. Maisel 40.000
10. Augustiner 35.000
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