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#909

Geins in München: Isarflimmern mit Reger

Bischoff am Abgrund

Immer wieder hatte Sven Bischoff den Kopf aus der Schlinge gezogen. jetzt ist erstmal Schluss: Nachdem ein möglicher Geldgeber das Handtuch warf (und sich stattdessen die Saarbrücker Brauerei Bruch griff) wird bei Bischoff wird der Betrieb heruntergefahren. Es fehlen zwei Millionen Euro.

Bei der früher einmal 150.000 hl großen Privatbrauerei Bischoff aus Winnweiler gehen die Lichter aus. Die Gläubiger entschieden bei einer Versammlung am 15. August, dass der Betrieb heruntergefahren werden muss, nachdem eine potenzielle Investorengruppe aus dem Saarland kurzfristig abgesprungen war. Inhaber Dr. Sven Bischoff hatte am 11. August die Aufhebung der Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, die seit eineinhalb Jahren lief (INSIDE 885) und damit ein reguläres Insolvenzverfahren ausgelöst, das Dr. Jürgen Erbe von der Rechtsanwaltsgesellschaft Schultze und Braun verwaltet.

Insgesamt waren in der Zeit des Insolvenzverfahrens zwei Anläufe gescheitert: Im März segneten die Gläubiger bereits einen Insolvenzplan ab, der ein mehrere Millionen Euro schweres Sales-and-lease-back-Geschäft vorsah. Der Investor wollte damals Grundstück und Immobilie kaufen und die Brauerei dann an Bischoff verpachten, doch er sprang doch noch ab.

Diesmal scheiterten die Verhandlungen, weil sich die FDK Beteiligungs-GmbH, eine Investorengruppe aus dem Saarland (u. a. mit Martin Fischer, Gf der Innosecur Kapitalmanagement GmbH aus Freisen, Tobias Dörr, Gf des Reisemobilherstellers Dörr aus Bliesen, und dem Führungskräfte-Trainer Mark Klinger), für die ebenfalls angeschlagene 7.500 hl große Saarbrücker Brauerei Bruch entschieden hat und diese retten will (INSIDE 908).

Der ehemalige saarländische Regierungssprecher Torsten Klein, der mit FDK als Investor für Bruch auftritt, hat sich dazu gegenüber INSIDE geäußert. Zwar sei ein großes Interesse an einem Einstieg bei Bischoff vorhanden gewesen, allerdings hätte kurzfristig frisches Kapital verfügbar sein müssen. Das sei in der Kürze der Zeit nicht machbar gewesen: „Das Datenmaterial war undurchsichtig und konnte nicht mehr ordentlich gesichtet werden“. Bitter: INSIDER gehen davon aus, dass die Chancen für eine Rettung besser gewesen wären, wenn der erste mögliche Investor bei Bischoff früher zurückgezogen hätte. Nun war der Zeitdruck offenbar zu hoch.

Der umtriebige Dr. Sven Bischoff hatte sich in den letzten Jahren immer wieder kreative Lösungen einfallen lassen, um seine inzwischen auf 50.000 hl geschrumpfte Brauerei am Leben zu erhalten. 2009 kooperierte er kurz mit der Bitburger Braugruppe, Winnweiler fungierte als Rampe (INSIDE 574) . Die anschließend eingegangene Partnerschaft mit Karlsberg hält bis heute. Die Homburger  vertreiben (relativ erfolglos) die Marke Bischoff und lassen umgekehrt eingie Randartikel in Winnweiler herstellen.

Bischoff konzentrierte sich auf die 5-Liter-Partydosen-Abfüllung, Lohnherstellung und Export (Osteuropa, China, Fassbrause für die Niederlande, Fassbier für französischen und italienischen Markt). Durch Corona gab es den nächsten Dämpfer (von 5,5 Mio Euro Umsatz gingen fast 1,5 Mio Euro flöten). Dazu musste zuletzt aufgrund einer defekten Ammoniakleitung die Produktion deutlich gedrosselt werden, die Brauerei rutschte in die roten Zahlen. Bis zu 70.000 Euro pro Monat Verlust waren es am Ende, wie Dr. Bischoff bestätigte. Bis auf eine kleine Mannschaft, die das Herunterfahren der Produktion betreut, sind bereits alle der zuvor 40 Mitarbeiter freigestellt.

Das letzte Gefecht

Bereits am 5. August hatte die Brauerei die sogenannte „Masseunzulänglichkeit“ anzeigen lassen. Das bedeutet, dass die Masseverbindlichkeiten (meist sind das Außenstände, die nach Eintritt der Insolvenz entstanden sind und vorrangig bedient werden müssen) nicht mehr gedeckt werden können. Im Klartext: Die Kasse ist leer bei Bischoff, frisches Geld müsste her. Der Einstieg eines Investors bleibt weiterhin möglich, muss aber in den kommenden Wochen erfolgen. Es fehlen etwa zwei Millionen Euro, um den Betrieb fortzuführen, die Gläubiger zu befriedigen und die defekte Anlage zu reparieren. Außerdem sollte ein potenzieller Interessent neue Aufträge mitbringen. Sollte sich kein Investor finden, wird die Brauerei abgewickelt, die Vermögenswerte (Anlagen, Rohstoffe, etc.) veräußert und die Braugeschichte der Familie Bischoff nach fünf Generationen beendet.