Der deutsche Spirituosenmarkt sorgte 2023 für Ernüchterung. Mit wenigen Ausnahmen – allen voran dem Aperitif Aperol – wurden laut Zahlen des Marktforschers Nielsen IQ 4% weniger Flaschen verkauft.
Mit einem Volumenzuwachs von rund 8% läuft es gerade richtig gut beim Aperitif. Da könnten Hersteller von Kräuterlikören (minus 12,2%), Whiskey (minus 2,2%), Rum und Rumverschnitt (minus 6,6%), Klarem (minus 5,6%), Spirituosen mit Zusatz (minus 6,7%), Anis-Spirituosen (minus 8,8%), Tequila (minus 12%), Grappa (minus 11,6%) und Gin (minus 0,6%) direkt neidisch werden. Lediglich einen weiteren Gewinner gibt es: Vodka mit einem Plus von 1,5%.
Insgesamt schlägt laut Nielsen beim Umsatz ein Plus von 1,4% zu Buche. Zumindest für die Liköre (plus 4,2%) und für den Whiskey (plus 2,6%) sieht es etwas freundlicher aus. Doch auch hier sind es die Aperitifs, die mit plus 12,3% alles toppen.
Campari meldet das zweite Jahre in Folge zweistellige Zuwachsraten. Der Nettoumsatz kletterte um 8,2% auf 2,918 Mrd Euro. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen um satte 15,5% auf 618,7 Mio Euro. Und das trotz Preiserhöhungen, die (auch das wird erwähnt) die Kostensteigerungen mehr als auffangen. Die Italiener (noch wenige Wochen unter Führung von Bob Kunze-Concewitz, bevor er an seinen Vize Matteo Fantacchiotti übergibt) hebeln alles aus.
Während andere die Umsätze nur durch Preiserhöhungen steigern, läuft die Maschine von Aperol und Co auf Hochtouren. Die nächste Preiserhöhung ist in Deutschland schon auf dem Weg. Stark zugelegt haben im Segment Aperitifs auch die Eigenmarken mit einem Volumenplus von 50% (Umsatz plus 45%). Derweil hat die Nummer 2, Pernod RicardsLillet, nach Volumen (minus 8,4%) und Wert (minus 0,3%) verloren. Der Campari-Aperitif allerdings auch (minus 10% Menge und 5,6% beim Umsatz). Starke Steigerungen auf noch kleinerem Niveau verbuchen Dejavu (Schwarze & Schlichte) und Santi (ebenfalls Campari) .
Bei Likören (gesamt Volumen minus 3,8%) verloren die Eigenmarken (minus 1,3%) wie auch Diageos Baileys (minus 5,3%). Abräumer in prozentualem Zuwachs in dieser Kategorie war Henkell Freixenets Kokoslikör Mangaroca Batida mit plus 55%. Verpoorten Eierlikör dagegen liegt fast 10% unter dem Vorjahresvolumen. Bei Kräuterlikören hat Jägermeister zwar den Umsatz leicht gesteigert (plus 1,2%), musste aber bei der Menge mit minus 5,3% Federn lassen – war damit aber weitaus besser bedient als Pernod Ricard mit Ramazotti (minus 22,3%) und Becherovka (fast minus 25%). Einzige Gewinner sind auf den hinteren Rängen Fläminger (Rotkäppchen-Mumm) und Hans Eggerts Moorbock.
Artikel aus INSIDE 945