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#920

Siegsdorfer Petrusquelle: Edeka bohrt Alpen an

Auf die Schiene? Getränkelogistik switcht um

Bei Gerolsteiner werden bis zu 40 Paletten pro Sattel aufgeladen

„Gleise statt Straße“ – an diese Aufgabe macht sich auch Gerolsteiner. Seit Februar wird in der Vulkaneifel eine Logistik-Kombi-Lösung mit den ersten kranbaren Getränkesatteln erprobt. Die polieren die Ökobilanz zwar auf, sind aber trotz größerer Ladevolumen noch nicht wirtschaftlich. Und das ist nicht das einzige Problem.

Der Switch von der Straße aufs Gleis beschäftigt Planer und Ingenieure seit Jahrzehnten. „Wir nehmen seit 20 Jahren Anlauf“, heißt es dazu auch bei Gerolsteiner. Doch aufgrund fehlender Netzkapazitäten und infrastruktureller Schwierigkeiten feierte die Schienenlösung beim mit 800 Mio Liter Absatz fünftgrößten Mineralbrunnen des Landes erst 2019 Premiere – mit der Strecke nach Berlin. Seit dem 1. Februar kommt die Route Köln-Eifeltor – Hamburg-Billwerder dazu. Und zwar mit eigens für den Kombi-Verkehr entwickelten und erst im August 2022 von der Deutschen Bahn abgenommenen Getränkesatteln – den ersten, die kranbar und somit leichter zu verladen sind. Ist das der Durchbruch für die Schiene?

Kai Wullbrandt, Geschäftsführer der Spedition L.I.T., die die Entwicklung der neuartigen Trailer Anfang 2021 bei Kotschenreuther Fahrzeugbau in Auftrag gegeben hat, sagt: „Die Innovation ist die Realisierung des kombinierten Verkehrs mit sogenannten Tiefbetttrailern, die je nach Gebinde 40-44 statt herkömmlicher 34 Palettenstellplätze bieten.“ Dieses erhöhte Ladevolumen war eine Mindestanforderung von Gerolsteiner, das mit Versandleiter Carsten Schönborn im Projektteam dabei war, um den wirtschaftlichen Nachteil gegenüber der Straße möglichst auszugleichen. Das ist allerdings bislang nicht ganz gelungen. Gerolsteiner geht von 6% höheren Gesamtkosten für die Kombi-Fracht mit den kranbaren Getränkesatteln im Vergleich zur Straße aus.

Experten bezweifeln Schienen-Boom

Das Unternehmen verweist aber auch auf die ökologischen Vorteile der acht eingesetzten Trailer auf der Strecke nach Norddeutschland: Damit würden bis zu 1.000 Ladungen jährlich über die Schiene bewegt – bei einer CO2-Reduk­tion auf den bislang per Schiene bedienten Routen von 64-70% im Vergleich zum reinen Lkw-Transport (und einer gleichzeitigen Einsparung von Fahrern, die ohnehin kaum mehr rekrutiert werden können).

Gerne würde Gerolsteiner, ähnlich wie es Warsteiner seit vergangenem Jahr verstärkt betreibt (INSIDE 907), direkt ab Hof auf die Schiene setzen und rechnet vor: Bei acht Fahrten nach Köln-Eifeltor pro Woche seien dies bereits 1.600 Kilometer in der Woche und über 80.000 Kilometer im Jahr, die eingespart würden. Doch das Schienennetz vor der Haustür, heißt es, sei zu 90 bis 95% ausgelastet, ein zweigleisiger Ausbau müsste her – und ist bislang nicht in Sicht. In Planung ist aber immerhin eine Kombi-Lösung auch für den Transport nach München.

Gerolsteiners Problem ist kein Einzelfall, sagen Logistik-INSIDER, die daher auch einen sofortigen Boom der neuen Getränkesattel bezweifeln – nicht nur wegen fehlender Netzkapazitäten. Bahnverladungsprojekte sind wirtschaftlich schwer darstellbar und extrem aufwendig. Der Gerolsteiner-Vorstoß zum Beispiel wäre nicht ohne Weiteres flächendeckend möglich. Im Einzelfall müssten immer wieder die Umschlagplätze und Relationen geklärt werden: Bahnstrecken haben unterschiedliche Tunnelprofile und die entsprechenden Verladeterminals sind auch nicht alle paar Kilometer vorhanden. Bedeutet laut Experten: Wenn so etwas klappt, dann mit mindestens mehreren Monaten Vorlaufzeit und mit individuell angepassten Lösungen. Da überrascht es kaum, dass L.I.T. außer Kotschenreuther kein Unternehmen fand, das sich an solch ein Projekt herantraut.

Kotschenreuther-Geschäftsführer Bernd Schneide bleibt dennoch optimistisch: „Wir sind guter Dinge hinsichtlich möglicher Folgeaufträge, auch mit leicht geänderten Fahrzeugspezifikationen.“ Es liege nun an Herstellern und Speditionen – bislang gibt es noch keine konkreten Anfragen nach dem neuen Produkt. Das könnte auch an der durch die Auslastung „bis auf den letzten Millimeter“ schweren und unhandlichen Ladungssicherung liegen. Schneide sagt: „Wir haben unerwartet viele Anfragen für Getränkesattel bekommen, wenn auch noch nicht für die kranbare Ausführung.“     

Schwerpunkt "Nachhaltigkeit" aus INSIDE 920

In Köln-Eifeltor erfolgt die Verladung per Kran