Der Online-Gigant Amazon akquiriert in den USA offensiv neue Lieferdienste, die künftig direkt unter der Amazon-Flagge fahren sollen. Sie sollen "aktive Starthilfe" bekommen; Amazon verspricht einen operativen Gewinn von bis zu 300.000 Dollar jährlich. Der Konzern will auf diese Art Hunderte kleiner Lieferdienste an sich binden und damit den großen Versanddienstleistern die Stirn bieten.
Das Vorpreschen des globalen Händlers in den USA dürfte hierzulande mit Argusaugen beobachtet werden. Schon jetzt leidet die Post darunter, dass ihr größter Kunde (und zugleich Wettbewerber) Amazon eigene Zustelldienste aufbaut und zudem durch andere Zusteller wie Hermes den Preisdruck verschärft. Hinzu kommt ein sich anbahnendes Chaos bei der Paketzustellung, das wiederum eben durch Großkunden wie Amazon oder Zalando ausgelöst wird. Unlängst musste Hermes-Deutschlandchef Frank Rausch seinen Hut nehmen, kurz nachdem auch bei der Deutschen Post der für Paketzustellung zuständige Vorstand Jürgen Gerdes gehen musste.
Der Preisdruck in der Branche - verbunden mit dem Mangel an Lkw-Fahrern und sonstigem Personal - sorgt für immer dramatischere Verhältnisse bei der Zustellung. Die großen Unternehmen können den Kostendruck aber nicht weiter an die Subunternehmer weitergeben; die Kalkulation geht nicht mehr auf.
