Ganz spezieller Deal im niederbayerischen Aldersbach: Bei der dortigen Brauerei steht ein millionenschwerer Investor vor dem Abschluss, der ihm dem Vernehmen nach die Mehrheit und dem Unternehmen die Existenz sichern soll. Die Frage ist nur: Was treibt Bartl Wimmer an?
1998 hatte der Facharzt für Labormedizin zusammen mit Partnern die Firma Synlab gegründet. Ein Invest, das sich in den Jahren darauf trefflich vergolden ließ. Im Frühjahr 2024 verkaufte Dr. Bartl Wimmer seine Aktien an Synlab für mindestens 100 Mio Euro – womöglich aber auch für deutlich mehr. Kleingeld ist also vorhanden, Expertise auch: Aus dem ehemaligen Hotel Geiger in Bischofswiesen machte er den sehenswerten Kulturhof Stanggaß. Und 2022 übernahm er mit der Neubichler Alm am Högl bei Freilassing ein Traditionshotel. Wo der Grünenpolitiker in seiner oberbayerischen Heimat hinkommt, reitet er eine Welle der Sympathie. Für viele ist er so etwas wie der Gegenentwurf zu raffgierigen Investoren, die Immobilien kaufen, ausschlachten, umwidmen und Jahrhunderte alte Traditionen in die Tonne kloppen.
Was Wimmer in Aldersbach am Ende vorhat, weiß zur Zeit nur er selbst. Ende 2022 hatte er bei der knapp 100.000 hl Ausstoß (davon rund 35.000 hl AfG) großen, schwer defizitären Brauerei Aldersbach schon einen Kommanditanteil von 500.000 Euro übernommen. Da gehörte die Brauerei noch mehrheitlich Georg Adam Freiherr von Aretin und dessen Sohn Ferdinand, heute 43. Eine illustre Familiencombo, die in den vergangenen Jahren – wie manch anderes Adelsgeschlecht in Niederbayern auch – zusehen musste, wie die eigenen Pfründe immer kleiner wurden. Mittlerweile ist die durch fette Gewerbesteuergelder (Knorr Bremse) gepimpte Gemeinde Eigentümerin der historischen Gebäude, in denen sich nebst der Brauerei auch eine Energiezentrale und ein verpachtetes Hotel befinden.
Und Bartl Wimmer? Ließ sich wohl durch eine langjährige Connection zum früheren Gf in Stein an der Traun und heutigen Prokurist/Vertriebsleiter in Aldersbach Stefan Haunberger erweichen, nicht nur mehrheitlich Anteile von Aretin sen. zu übernehmen und damit zum Mehrheitseigner der Brauerei aufzusteigen. Angeblich soll er seiner letztlich eigenen Brauerei auch noch ein Darlehen gewähren, um dem Haus die nötige Liquidität zu verschaffen. Dann würde womöglich auch für die Gemeinde die Rechnung wieder aufgehen. In Aldersbach war reziprok zum Niedergang der Brauerei die Furcht gestiegen, die Aretins könnten es machen wie ihre blaublütigen Kollegen Peccoz in Au/Hallertau und die Brauerei an die Chinesen verscherbeln (INSIDE (822). Ein blitzsauberer Wimmer mit Geld genug in der Hinterhand käme da gerade recht. Auch fürs Hotel? Für die Immobilie?
Wimmer vorerst raus aus der Unertl-Nummer
In Aldersbach erbt Wimmer (Gf soll Aretin jun. bleiben) u.a. auch Unertl Weißbier (7.000 hl), das nach dem Ende der Mühldorfer Unertl-Brauerei in Aldersbach hergestellt und über die Mühldorfer Unertl GmbH verkauft wird (Gf dort: Stefan Haunberger). Diese GmbH hält auch die derzeit juristisch befeuerte Marke Unertl (INSIDE 923). Gesellschafter ist neben Ferdinand Aretin (als Privatperson) und der örtlichen Regio AG eine in Liechtenstein ansässige GCG Foundation – womöglich nicht die beste Empfehlung im aktuellen Rechtsstreit mit der Haager Unertl Weißbier GmbH um die Nutzungsrechte der Marke Unertl. Auch wenn laut INSIDERN hinter der Liechtensteiner Stiftung der frühere Mühldorfer Bräu Wolfgang Unertl steckt, ist die letzte Messe hier noch lange nicht gelesen.
Artikel aus Heft 951