„Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus“: Diese Erfahrung muss der Lebensmittelkonzern Edeka machen. Der wird nun mit den Mitteln abgewatscht, die der Einzelhändler selbst gerne für sich in Anspruch nimmt.
Im Detail geht es um einen Streit zwischen Edeka und True Fruits. Edeka hat mit All in Fruits einen Smoothie als Eigenmarke auf den Markt gebracht. Da die Form der Glasflasche dem Smoothie True Fruits vom Glasboden bis zum Aludeckel gleicht, ist True Fruits vor dem LG Köln gegen das Plagiat vorgegangen und hat eine Einstweilige Verfügung erwirkt. Edeka selbst gibt sich geläutert, verspricht, die Form der Flasche zu ändern. Noch bis in den August hinein dürfen die restlichen All in Fruits Smoothies verkauft werden.
Süffisante Anzeige
Doch True Fruits wäre nicht True Fruits, würden sie dem Streit nicht noch auf ihre eigene sarkastische Weise begegnen: In der Lebensmittelzeitung hat das ehemalige Start-up, an dem Eckes-Granini 35% Anteile hält, eine ganzseitige Anzeige geschaltet (siehe Foto oben). „Wenn Papa EDEKA zu frech wird, kommt true fruits.“ Darunter sind Original und Kopie abgebildet.
In einem süffisanten Begleittext heißt es u.a.: „Wir gratulieren EDEKA zu ihrem ersten Eigenmarken-Smoothie ‚All-in-Fruits‘ in einer hübschen Glasflasche. Da das Design allerdings unserer true fruits Flaschenform zum Verwechseln ähnlich sieht, wir aber rein gar nichts damit zu tun haben, mussten wir mit Papa EDEKA sprechen. Fairerweise haben sie versprochen, ihre Flaschenform zu ändern. Es war ein guter, partnerschaftlicher Austausch auf Augenhöhe … Gott sei Dank hatten wir eine einstweilige Verfügung.“
Diese Anzeige ist exakt jener nachempfunden, mit der Edeka vor ein paar Wochen humorvoll auf die Auslistung der Kraft Heinz-Marke Heinz Ketchup aufmerksam gemacht hat („Wenn Heinz zu frech wird, kommt der Papa.“). Damals konnten sich Kraft Heinz und Edeka nicht auf neue Konditionen einigen, worauf Edeka den Marken-Ketchup aus den Regalen verbannte und durch die Eigenmarke Papa Joe’s ersetzte.
Nicht der erste Streich
True Fruits ist bekannt für äußerst bissiges Marketing. Nach Rassismus- und Sexismus-Vorwürfen knüpften sich die True Fruits-Gründer Marco Knauf, Inga Koster und Nicolas Lecloux zuletzt die Marken-Konkurrenz vor. Auf riesigen 500 m² großen Plakaten warb die Bonner Firma im April u.a. in Berlin mit dem Slogan: "Sag JA zu Plastik!" Darunter waren die deutlich erkennbaren und namentlich genannten Konkurrenzprodukte von Volvic, Fanta, Valensina, Nestlé, Punica, Innocent und sogar Granini zu sehen. Unter den Marken hieß es weiter: "Glas kann kaputt gehen. Plastik bleibt für im Meer und ewig."
