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Stammdaten: Der Kampf um die Hoheit

Daten sind das neue Gold. Damit sie reibungslos fließen, müssen sie allerdings über alle Stufen hinweg einheitlich sein.Im Endgame um Artikel-Stammdaten ist dem bislang unangefochtenen Platzhirschen Atrify plötzlich ein Wettbewerber erwachsen, der die Claims ziemlich schnell neu absteckt.

Für Atrify war es schon mal komfortabler. An der 100%-igen Tochter der deutschen GS1 kam bis vor kurzem niemand vorbei, der Artikel-Stammdaten einstellen oder auslesen wollte. Da die GS1 zu 50% dem Markenverband und zu 50% dem Einzelhandelsverband gehört und die Interessen entsprechend vordefiniert waren, konnte die kommerzielle Tocher des selbst ernannten Not-for-Profit-Unternehmens GS1 lange Jahre ungebremst durchregieren. Wer mit EdekaRewe & Co Geschäfte machen wollte, hatte eigentlich keine Wahl. 

Mit dem Einstieg von Björn Bayard kommt dieses Modell ins Wanken. Es entsteht Konkurrenz im Markt für Daten nach dem Standard GDSN (Globale Daten-Synchronisations-Netzwerk). Der heute 51-Jährige war maßgeblich am Aufbau der SA2 Worldsync beteiligt, der Vorgängerin der heutigen Atrify. 2011 machte er sich selbstständig. Er blieb lange Zeit unter dem Radar der Getränkebranche, doch nun hat er mit einem eigenen GDSN-Datenpool erste Großkunden gewonnen – SchlumbergerOttakringer, die Radeberger GruppeLidl/Kaufland u.v.m. Bayard punktet mit einem vergleichsweise transparenten Preismodell – falls man, so der delikate Claim, über „einen Wechsel von Ihrem aktuellen Datenpool zu unserem GDSN Datenpool b-synced“ nachdenkt. Weil der deutsche Kunde derzeit keine anderen ernsthaften Optionen als Bayard und Atrify hat, ist schnell klar, wie das gemeint ist.

Ob es bei den beiden deutschen Pools (von insgesamt 43 weltweit) nachhaltig bleibt oder ob weitere dazukommen, bleibt freilich abzuwarten. Die Hürden sind hoch. U.a. muss jeder neue Pool von der (internationalen) GS1 Data Excellence zertifiziert werden.

Während Bayard die Expansion im Ausland forciert (u.a. seit Oktober 2020 mit einer französischen Firmentochter und einer Kooperation mit dem US-PIM-Experten Riversand), forciert das Unternehmen in Deutschland die Zusammenarbeit mit der Berliner Euvino GmbH von Johannes Finze – der sich allerdings zeitgleich und funktionsähnlich auch mit Atrify vernetzt. Finzes bisherige Plattform für den Weinhandel soll nach den Vorstellungen ihres Erfinders sukzessive zu einer breiten Plattform auch für Bier, AfG und Spirituosen aufgebohrt werden. Bei Finze richtet der Handel via Plattform WIN Anfragen an die Lieferanten, die ihrerseits Datensätze liefern. Über die Kooperation mit Bayard und Atrify landen, so das Ziel, Stammdaten der Lieferanten dann auch bei Kunden, die am weltweiten GDSN Global Data Synchronisation Network angeschlossen sind. 

GDSN? Oder doch nicht? Gedat braucht Lösung

Wer darf zu welchen Bedingungen GDSN-Daten erwerben, ergänzen und weitergeben? Was passiert, wenn es Stress gibt? Beispiel Gedat: Der mit einem veritablen Gesellschafterkreis – von AB Inbev über Radeberger bis zu Eckes-Granini – ausgestattete Datensammler trommelt für seine Stammdatensammlung GetItem mit GDSN-Daten, die bislang von Atrify bezogen wurden. 

Diese Praxis ist laut INSIDERN bei Atrify/GS1 jedoch nicht unumstritten, da Gedat die GDSN-Daten mehr oder auch weniger überarbeitet an den eng mit ihr verwobenen GFGH (u.a. auch an die Gefako) weiterreicht. Hat die Gedat genug Optionen, GDSN-Daten woanders herzubekommen oder auf sie zu verzichten? Könnten ihre Gesellschafter nicht selbst Daten liefern, quasi an GDSN vorbei? 

Wie eine Kombination beider Modelle funktioniert, exerziert Team Beverage seit Jahren. Ihr auf GDSN-Daten basierender Datenstamm (von Atrify) wird von zehn Mitarbeitern gepflegt und aufgemotzt, bis hin zu selbstgeknipsten Produktfotos (der Bildrechte wegen). Die auf mindestens 10.000 Produkteinträge taxierte Datenbank (mit Schnittstellen u.a. zur Markant, zur eigenen Plattform Gastivo und zur Streckenabrechnung) weckt viele Begehrlichkeiten, vorerst allerdings wohl vergebens. Der Kampf um die Lufthoheit im diffusen deutschen Stammdatenmarkt wird gerade erst so richtig eröffnet.

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