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Noch'n Pool: Genossen lüften das Geheimnis

Bolten-Bräu Michael Hollmann (li.) vor Jahren mit Krombacher-Chef Bernhard Schadeberg. In Sachen Mehrweg-Pool sind die Beiden jetzt Kontrahenten, mit Hollmann als AR-Chef der neu gegründen Genossenschaft MBP, die sich sinnigerweise gleich u.a. auf die 0,33er Longneck-Bottler fokussiert. Damit wollte eigentlich – als Blaupause für weitere Projekte – die GeMeMa flächendeckend reüssieren, allerdings als GmbH und nicht als Genossenschaft. Wofür sich wiederum neben den Kartell- auch die Finanzämter interessieren könnten – Stichwort Pfandrückstellung.

Wenige Tage nach einem INSIDE-Bericht („GeMeMa: LmaA?“) kommen drei Brauerverbände und sechs mittelständische Brauereien mit einem Genossenschaftsmodell zur Poolpflege um die Ecke.

In Rekordzeit haben der Bayerische Brauerbund (BBB), der Brauereiverband NRW und die Sozietät Norddeutscher Brauereiverbände die Genossenschaft Mehrwegpool der Brauwirtschaft (MPB) aus dem Boden gestampft. Das Zeitfenster war offenbar eng: In München, Hamburg und Düsseldorf (wo die MPB künftig auch ihren Sitz haben soll) wollte man zwar das Grüne Licht des Kartellamts abwarten, anderserseits schneller sein als die Finanzminister der Länder. Die sollen ab kommender Woche über das leidige Thema Pfandrückstellungen diskutieren, Überraschungen nicht ausgeschlossen.

Dabei hängt für die neue Poolgenossenschaft - mit den gut 1 Mio hl der Cölner Hofbräu, Dithmarscher, Wolters, Bolten, Zötler und Schneider (Kelheim) als eher überschaubarem Startkapital - vieles von einer Art Deal ab, der auf Länderebene mit den Finanzministerien eingestielt wurde. Über die Gedankenspiele hatte INSIDE (Ausgabe 858) bereits vor vier Wochen berichtet. Unterm Strich geht es darum, dass die Auflösung der Pfandrückstellungen auf zehn Jahre gestreckt wird und sich die künftigen Genossen davon neues Einheitsleergut kaufen können - für das dann, weil Genossenschaftsleergut, wieder Pfandrückstellungen gebildet werden dürfen. Die Sache hat nur ein paar kleine Haken. Und sie treibt viele Keile in eine ohnehin fragile Brauerlandschaft.

Der noch immer nicht regulär gegründete Longneck-Pool GeMeMA der Verwender Bitburger, Warsteiner, Krombacher und Radeberger - das Prozedere könnte durch die aktuelle Entwicklung deutlich beschleunigt werden - setzt langfristig auf eine Kennzeichnung der eigenen Flaschen. Ebenso planen auch die MPB-Verantwortlichen - im AR sitzen mit Michael Hollmann, Georg Schneider und Alexander Rolff gleich drei der sechs Gründer-Brauer - mit gebrandetem Einheitsleergut. Diese MPB-Flaschen sollen in Zukunft auch nur unsere Genossen verwenden dürfen. Da sie aber auf den ersten Blick aussehen wie normale NRW-, Longneck- oder Euro-Pullen, schütteln nicht nur Sortierer, sondern auch Brauer und Verbandsfunktionäre mit dem Kopf: Wie sollen LEH, GFGH oder am Ende der Brauer vor Ort die einen Flaschen von den anderen unterscheiden? Lässt sich der Handel auf eine neue Flasche ein? Welche Sanktionsmöglichkeiten gibt es gegen unlizensierte Verwender?

Entsprechend die Reaktionen aus der Branche: von „großer Blödsinn“ und „das kann man nicht sortieren“ bis hin zur bei der MPB formulierten Überzeugung, es werde endlich konsequente Poolpflege betrieben und es könne ja schließlich jeder mitmachen. Starten wollen die Genossen übrigens u.a. mit der 0,33er Longneck - schöner Gruß an die GeMeMa.

Verhärtete Fronten

Das größte Schlamassel hat aber nun der Deutsche Brauer-Bund. Der Coup war so geheim eingefädelt, dass auch die Geschäftsführer einiger Mitglieder überrascht wurden, die es gerne vorher gewusst hätten. Der Riss, der durchs DBB-Präsidium geht, ist unübersehbar. Hier die Big 4 - allesamt Direktmitglieder -, dort die  Ritter der Tafelrunde um Artus Michael Scherer, Gf der Nordsozietät. Vielleicht nicht unwesentlich dabei: Scherer und sein Gf-Kollege Lothar Ebbertz (BBB) mussten vor Jahren im DBB Befugnisse abgeben, als Krombacher & Co. als Direktmitglieder einstiegen.

Und auch die anderen Brauer-Vereinigungen sind entzweit. Während die Freien Brauer - angeführt von den Fahnenträgern Georg Schneider und Präsident Herbert Zötler - stramm auf MPB-Kurs marschieren, ärgert sich der Chef der Privaten Brauer Roland Demleitner verdrossen über viele offene Fragen und einen „höchst unglücklichen“ Verlauf der Diskussion. Kein Wunder: Er wurde im Vorfeld auch nicht einbezogen. So wenig wie Oettinger, Paulaner, Erdinger & Co., die sich nun entscheiden dürfen, mit welchem System sie sich künftig solidarisieren.  

Auf delikate Art und Weise bitter könnte die Sache für Hans Baxmeier ausgehen, den frisch gekürten Gf der GeMeMa. Er hatte erst im Juli seinen Job als Gf bei Petcycle  und damit auch bei Logicycle quittiert, als diese an die GdB verkauft wurden (INSIDE 848). Nun wird er davon wieder eingeholt. Wie es heißt, wird wohl die GdB die Organisation des MPB-Pools (und GeMeMa-Wettbewerbers) mit einer ihrer Töchter übernehmen - mit Logicycle.

(Artikel aus INSIDE-Magazin 860)

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