Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) reagiert mit Besorgnis auf den Vorstoß der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen zur Wiedereröffnung des Gastgewerbes (hier unser Bericht). „Eine überstürzte Öffnung würde nicht nur die Gesundheit der Menschen, sondern schlussendlich auch das Überleben der gastgewerblichen Betriebe gefährden", so NGG-Vize Freddy Adjan. Die Gäste müssten darauf vertrauen, dass ihre Gesundheit oberste Priorität hat. "Haben sie den Eindruck, dass wirtschaftliche Interessen vorgehen, aber die Schutzmaßnahmen nicht ausreichen, bleiben sie zu Hause. Dann sind die Betriebe zwar bald wieder offen, aber schnell für immer zu.“
Höchste Priorität bei der Öffnung des Gastgewerbes müsse deshalb der Schutz von Beschäftigten und Gästen haben. "Dazu gehört auch, dass die Hygiene- und Schutzmaßnahmen schon vor der Wiedereröffnung von den Behörden kontrolliert werden. Nur so kann bei den Gästen Vertrauen geschaffen werden. Wenn die Gäste fürchten, sich beim Restaurantbesuch anzustecken, kommen sie nicht“, erklärt Adjan weiter.
Er appeliert an Politik, DEHOGA und Arbeitgeber, die Zeit bis zur Wiedereröffnung zu nutzen, um den Neutstart bestmöglich und akribisch vorzubereiten. Die Beschäftigten müssten frühzeitig und eng in die Planung eingebunden werden. "Die Hygiene- und Schutzmaßnahmen werden die gewohnten Abläufe verändern und Zeit kosten. Die Personalplanung muss entsprechend angepasst werden: In Zeiten der Coronavirus-Pandemie wird es noch mehr gut geschulte Fachkräfte brauchen – und die fehlen im Gastgewerbe seit Jahren.“
Adjan kritisiert zudem, dass der von den drei Ländern vorgelegte Plan noch viele Fragen offen lasse. So sei etwa die Frage nach Sanktionen möglicher Verstöße gegen die Schutzauflagen völlig ungeklärt.