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Mineralbrunnen als Flutopfer

Sinzig am 15. Juli 2021. Das Gebäude in der Mitte ist der Sinziger Mineralbrunnen

Die verheerende Flutkatastrophe traf auch Getränkehersteller. Bei Coca-Cola/Apollinaris in Bad Neuenahr musste die Produktion nur kurz unterbrochen werden, auch Gerolsteiner dürfte glimpflich davonkommen. Den Sinziger Mineralbrunnen erwischte es hingegen brutal.

Die von der Flut verschonten Brohler, Tönissteiner und Rhodius zeigen sich solidarisch. Liefern Wasser und spenden eifrig. Gemeinsam mit der Baufirma Rick, dem Anlagenbauer Heuft und der Schwester Rhodius Schleifmittel spendete Rhodius sogar eine runde Mio Euro.
 
Unterstützung für die Opfer kommt auch von Gerolsteiner, obwohl das Unternehmen selbst durch die Flut ausgebremst wurde. In der Branche machte schon die Runde, „Gerolsteiner sei abgesoffen“. Dem war nicht so. Das Betriebsgelände blieb trocken, doch befinden sich die Quellen im Ort Gerolstein, der durch das Flüsschen Kyll überschwemmt wurde.  
 
Es haperte anfangs vor allem an der Telekommunikation. Zunächst sah es so aus, als ob die Technik wieder funktioniert. Sie tat es nicht. Erreichbar war Gerolsteiner in den ersten Tagen nur über die Mobilfunktelefone der Mitarbeiter. Kunden konnten also eine gute Woche lang nicht bestellen. Fax, Telefon und Mail funktionierten nicht. Nach ein paar Tagen sah es so aus, als lief die Technik wieder, aber dann kam ein weiterer Zusammenbruch. Technik-Chef Ulrich Rust hat ab Tag 1 der Zerstörung akribisch und unermüdlich daran gearbeitet, möglichst früh wieder auf Normalbetrieb umzustellen. Derweil gab es eine wichtige Entwarnung. Die Quellen sind in Ordnung. Am 23. Juli gab Rust, der mit seinem Team laut Kollegen einen unglaublichen Job gemacht hat, wieder grünes Licht. Am Wochenende (24./25.Juli) wurde hochgefahren. Nur wenige Tage später fuhr Gerolsteiner wieder vollends Normalbetrieb.
 
In der Bilanz wird das Hochwasser dennoch Spuren hinterlassen. Gerolsteiner hatte gerade das, was man einen Lauf nennt. Trotz Hamsterkäufen beim ersten Lockdown 2020 und einem im Vergleich zum Vorjahr branchenweit nicht gerade prickelnden Mai 2021 landete die Marke laut INSIDERN per Ende Juni auf gutem Vorjahresniveau. Wie stark die Produktionsdrosselung sich auswirkt, mag der Brunnen derzeit noch nicht abschätzen. Betroffen sind schließlich auch - wie bei der SchwesterBitburger Brauerei, die Gastronomieabsätze, die in der Region größer sind als anderswo. Etliche Gasthäuser sind außer Betrieb oder es gibt sie nicht mehr. Vor den traditionell im August veröffentlichten Sieben-Monatszahlen dürfte bei Gerolsteiner eher ein roter Strich stehen. Auch wenn die Produktion wieder läuft. Voll lieferfähig ist der Brunnen nicht, erstmal muss die Pipeline gefüllt werden. Bis dahin werden wichtige Artikel wie die 1,5 Liter PET-Flasche Gerolsteiner und Glas-Mehrweg kontingentiert. Maßstab sollen, wissen INSIDER, Bezugsmengen der Vergangenheit sein.
 
Sinziger unter Wasser
 
Ganz anders die Lage 80 Kilometer entfernt, bei der direkt an der Ahr gelegenen Franken Brunnen-Tochter Sinziger Mineralbrunnen. Die Flut stand über zwei Meter hoch in den Produktionsanlagen; Leergut, Vollgut, ganze Wände wurden weggeschwemmt. Immerhin wurde kein Mitarbeiter verletzt, doch viele verloren ihre Häuser, Wohnungen, Existenzen. Diesen Dienstag reiste Franken-CEO Michael Bartholl nach Sinzig, griff zur Schaufel und signalisierte den Willen, den Betrieb wennmöglich erhalten zu wollen.
 
Diese Botschaft wurde gerne empfangen. Die Mitarbeiter wissen, dass ihr Betrieb als Frankens Problemstandort galt und vor einigen Jahren noch auf der Kippe stand. Zuletzt ging es zart bergauf. Sinziger-Gf Thomas Beckmann bekam in der Neustädter Zentrale sogar Mittel bewilligt, um mit einer neuen Glasflasche (N2) anzugreifen. Jetzt der brachiale Rückschlag.
 
Zwar berichten die Vertriebsverantwortlichen über „beeindruckende Solidarität und Unterstützung“ gerade vom mittelständischen Fachhandel, doch auf der Fläche ist der Wettbewerb nicht ausgesetzt. Bis die Produktion wieder läuft, dürften Monate ins Land gehen. Die Sinziger-Marken sollen verfügbar bleiben. Die Limomarke Gerri wird deshalb gruppenintern bei Ileburger in Sachsen gefüllt. Und auch für Sinziger und Ahrtaler werden Lösungen gesucht. Die MTVO ist von den Behörden vorübergehend außer Kraft gesetzt. Die Marken dürften auch an anderen Quellorten abgefüllt werden.

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