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Logistikkollaps: Gastbeitrag von M. Huesch

Warum ist die Situation im Mehrwegkreislauf aktuell so angespannt und worauf kommt es jetzt für alle Akteure an?

Ein Gastbeitrag von Logistik-Experte Maximilian Huesch.

Die Supply-Chain-Disruption der vergangenen vier Wochen ist historisch. Viele Getränkespediteure, Beschaffungslogistiker und Disponenten aus dem Getränkehandel sowie Branchenexperten sagen, dass sie so eine Situation noch nie erlebt haben. Fehlender Frachtraum, leergefegte Spotmärkte, limitierte Leergutrücktransporte und viele weitere Stressoren, die der hohen Nachfrage durch den plötzlichen Restart der Gastronomie geschuldet sind, kombinieren sich mit der Saison und führen so zu Engpässen in fast jedem Element des Mehrwegsystems.

Auf jeden angebotenen Palettenplatz Frachtraum kommen auf der Fracht- und Laderaumbörse Timocom momentan vier Anfragen. Ein Verhältnis, das wesentlich höher ist als normalerweise. Gewöhnlich gibt es zwei bis drei Anfragen pro Palettenplatz. Diese erhöhte Anfrage lässt die Preise überproportional steigen und Warenverfügbarkeiten stark schwinden.

Entspannung ist kurzfristig nicht in Sicht. Spediteure und Händler müssen die abgebauten Transportkapazitäten erst wieder aufbauen oder aus anderen Branchen (z.B. Baustoffe, Lebensmittel) abziehen, was durch den Fahrer- und LKW-Mangel sowie konkurrierende Aufschwünge in vielen anderen Branchen diffizil und zeitraubend sein kann.

Leidtragende sind kurzfristig die Händler, die steigende Transportpreise nicht weitergeben können, Spediteure, die durch vergangene Ausschreibungen Preisbindungen (teilweise ohne Dieselfloater, also ein veränderbarer Kraftstoffzuschlag, der sich automatisch an die Entwicklung des Kraftstoffpreises anpasst) haben und die Gastronomie, deren Warenverfügbarkeit riskiert wird.

Die Disruption im Warenkreislauf macht auch vor der Industrie nicht halt, denn durch die Transportknappheit bleibt Leergut im GFGH stehen, Vollgut kann nicht ausgefahren werden und auch die Transportkosten für Roh-, Hilfs und Betriebsstoffe (wie Kronkorken, Hopfen, Weizen etc.) sind signifikant angestiegen.

Noch dazu herrscht in gewissen Rohstoffbereichen Ressourcenknappheit. Eine Gemengelage, die die Preise in die Höhe treibt. Diese Entwicklung macht mittelfristig auch vor dem mächtigen LEH nicht halt. Zwar werden kurzfristig aufgrund von Verträgen und Einkaufskonditionen die Kostenerhöhungen in der Supply Chain nicht bis zum LEH weitergereicht werden können. Aber mittelfristig werden Industrie und Handel (Streckenverleger) die Preise anziehen müssen, was zu höheren Preisen im LEH führen wird.

Forderung nach mehr Kostentransparenz

Die Branche darf jetzt nicht den Fehler machen, jedes Element in der Supply Chain einzeln anzuschauen und auf Kosten anderer durch die Frachtkrise zu kommen. Der Handel und die Industrie müssen die Getränkelogistik und sich selbst als Teil des gesamten Mehrwegsystems sehen und gemeinsam Strategien entwickeln, um diese Situation schnell zu bewältigen und weitere Disruptionen und Streits zu vermeiden.

Außerdem müssen alle Akteure an Ihrer Kostentransparenz arbeiten, ihre operative Struktur optimieren und Business Intelligence-Steuerungstools integrieren um schnellere, bessere und datenbasiertere Entscheidungen zu treffen, denn eine Krise ist auch immer eine Chance.

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