Tschüss, servus, aus, vorbei: Die Linde AG, ein uraltes deutsches Traditionshaus, wird Geschichte und verschwindet von der Börse. Nach der Fusion mit Praxair geht das Haus in der Linde plc auf - mit Sitz in London. Dass zur gleichen Zeit die Zukunft der Münchner Eiswerk-Brauerei rund um die 1881 von Carl von Linde installierte Eismaschine am seidenen Faden hängt, ist da nur ein bitteres Aperçu.
Wie auch immer der frühere Linde-Vorstand und seit 2016 Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle, 69, die intern gegen viele Widerstände durchgekämpfte Fusion als Erfolgsstory verkauft: Die Begeisterung hält sich in Grenzen. Was der Deal für die künftige Versorgung der Getränkebranche mit CO2 angeht (für allem für die Konditionen), ist noch unklar; im Zuge der Fusion musste Praxair u.a. auch sein Deutschland-Geschäft an die japanische Taiyo Nippon Sanso Corporation, kurz TNSC, verkaufen. Auch der Großteil des bisherigen Linde-Geschäfts in Nord- und Südamerika muss veräußert werden, dazu Tochtergesellschaften in Südkorea, China und Indien. Mit Blick auf den diesjährigen Sommer, in dem CO2 (wieder mal) knapp wurde, lässt sich für 2019 schon munter spekulieren.
Reitzle folgte bei den schwierigen Verhandlungen der Maxime der Wertsteigerung des Gesamtunternehmens. Er wird Verwaltungsratschef des fusionierten Konzerns und hat seine eigenen Schäfchen damit im Trockenen - was ihn von den meisten Angestellten u.a. in der bisherigen Münchner Zentrale unterscheidet. Mit seiner Frau, der früheren TV-Moderatorin Nina Ruge, bewohnt der zwischenzeitige Hawesko-AR Reitzle abseits vom stressigen Großstadtleben ein kleines Landgut in den Bergen von Lucca in der Toscana. Ruge, 62, führt dort von vielen Tieren umgeben ein beschauliches Leben. Der "Gala" diktierte sie vor zwei Jahren in den Block, ihr Mann sei ein "Spielertyp" - "er perfektioniert das Ballspiel mit den Hunden. Wenn er denn da ist."
