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Kopf der Woche: Will Shu

Über Will Shu, 39, erzählt man sich die Geschichte, dass er einst Nächte lang bei seinem früheren Arbeitgeber Morgan Stanley in London rumsaß, Hunger hatte und sich wunderte, warum niemand in der Lage war, zuverlässig zu später Stunde Essen auszuliefern. 2013 gründete er mit seinem Sandkastenfreund Greg Orlowski den Essens-Bringdienst Deliveroo - und soll, so die Legende, in den ersten acht Monaten selbst Tag für Tag ausgefahren haben, um die Logik, die Stärken und Schwächen des Systems kennenzulernen. Deliveroo expandierte schier ungebremst - bis letzte Woche. Da gab das Unternehmen bekannt, sich sehr adhoc - binnen vier Tagen - aus Deutschland zurückzuziehen.

"Die Unternehmen des Plattformkapitalismus gestalten ihre Geschäftspraktiken und ihre Strukturen in einer Weise aus, die letztlich genau die Gesellschaft aushöhlt, die sie angeblich ins 21. Jahrhundert führen wollen", zitiert die Zeit dieser Tage den Wirtschaftsjournalisten Steven Hill aus San Francisco. Der Fundamentalkritik schließen sich sich mittlerweile viele Ökonomen an, und sie fragen sich: Gibt es doch so etwas wie natürliche Grenzen für grenzenlose digitalen Plattformen, die alles verkaufen - von Taxidienstleistungen bis hin zu Hundefutter, Klamotten, Handwerkerleistungen oder eben heißem Essen? Erst im Mai war die Krake Amazon mit einer Investition in Millionenhöhe bei Deliveroo und damit ins europäische Lebensmittelgeschäft eingestiegen. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Deliveroo mit 80.000 Restaurants zusammen und lieferte in 500 Städten in 14 Ländern mithilfe von 60.000 Fahrern Essen aus. Doch schon 2018 hatte sich Deliveroo in Deutschland aus zehn deutschen Städten zurückgezogen, mit der Maßgabe, man wolle sich künftig nur noch auf die "Städte konzentrieren, in denen wir schnell expandieren" - Berlin, München, Köln, Hamburg und Frankfurt.

Es war die Ankündigung eines Abgesangs, der nun damit verkauft wird, dass woanders mehr Geld verdient wird. Allerdings mussten Will Shu und sein Management früh begreifen, dass es in Deutschland zum Beispiel sowas wie Arbeitnehmerrechte gibt. Einer Entscheidung, ob bislang als selbständige Unternehmer geführte Ausfahrer(innen) nicht in Wahrheit Scheinselbständige seien, kam die globale Firma mit dem Rückzug zuvor. Außerdem kämpfte Deliveroo seit Dezember 2018 an verschärfter Front, als Takeaway.com (Lieferando.de) ankündigte, das Deutschlandgeschäft von Delivery Hero (Pizza.de, Lieferheld, Foodora) für 930 Mio Euro zu übernehmen. Die Marktbereinigung hat nicht nur hier längst begonnen.

 

Kopf der Woche
19.04.2024

16
/2024

Florian Schörghuber

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