Vor nicht mal fünf Jahren ging es so richtig ab in der deutschen Craftszene: In Berlin landete Stone-Brauer Greg Koch Messias-gleich, und landauf, landab ventilierten deutsche Familienbetriebe kaltgehopfte Wertschöpfungsphantasien. In der Eifel wiederum witterte der geschäftsführende Bitburger-Gesellschafter Jan Niewodniczanski eine Chance, die sich u.a. zur Messe Braukunst live 2016 besichtigen ließ. Dort freute sich Niewodniczanski darüber, dass seine Craftwerk-Produkte reißenden - kostenlosen - Absatz fanden. Zwar hatte er auch einen großen Köstritzer-Stand aufgebaut, unter diesem Label verkaufte die Braugruppe ebenfalls Bierspezialitäten. Die Aufmerksamkeit allerdings galt einzig Niewodniczanskis Erfindung Craftwerk, das es auf knapp 0,2% des Köstritzer-Volumens brachte.
Mittlerweile ist Craftwerk in der Gegenwart angekommen, wo in der Matrix "Craftbier" ein ziemlich gnadenloser Selektionsprozess wütet. Gerade eben hat sich die Münchner Crew Republic an AB Inbev rangeschmissen und deutet den Schritt als Win-Win-Situation. Greg Koch hat sich aus Berlin verabschiedet, dort haben Brew Dog übernommen, die Vorzeige-Krawall-Schotten, die wohl ihrem jetzigen Distributeur Hamburg Beer Company (HBC) bald Lebwohl sagen.
Womit wenigstens indirekt wieder Jan Niewodniczanski ins Spiel kommt, der beim Versuch, seinem Braupflänzchen Craftwerk weiter Leben einzudampfen, die Bitburger Kontor-Gruppe GmbH zu 30 % an der Hamburger Brausturm GmbH beteiligt hat. Die Gründe hierfür sind vielfältig; sie resultieren, wie bei dem Crew/AB Inbev-Deal auch, aus der Frage, wem man Craft-Distribution in Zukunft zutraut. Und wem nicht (mehr dazu in der aktuellen Ausgabe INSIDE 835).
