München, August 2009: In seinem Bräuhaus im Tal zertrümmert der Kelheimer Weißbierbräu Georg Schneider VI. vor 1.200 Gästen ein Goldenes Kalb, den Mammon des von selbst verursachten Krisen gebeutelten Kapitalismus´. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) betritt die Bühne und lobt den Mittelstand. Georg Schneider reißt sich ein Gewand aus Zeitungsartikeln vom Leib und präsentiert seine neuen, selbst gemalten Bier-Etiketten. Motto der Veranstaltung: "Fantasie schlägt Krise".
Die gelegentlich auch schwerfällige Bierbranche quittierte Schneiders Auftritt damals mit einer Mischung aus Bewunderung und Amusement. INSIDER begleiteten den wundersamen und streitlustigen Bräu über die Jahre kritisch, etwa, wenn er in regelmäßigen Abständen seine fürs Inland zuständigen Vertriebsspitzen rasierte (Andreas Sandbichler, Rolf Hofer, Martin Deutsch). Doch irgendwie funktioniert das Ich-Prinzip Schneider. Zuhause hält ihm eine kleine Truppe um Exportchefin Susanne Hecht den Rücken frei, im Inland tobt sich G.S. VI. seit Jahren auf der Verbands- und damit auch auf der politischen Bühne aus: Präsident der Freien Brauer, Präsident bei Doemens, zwischenzeitig Vizepräsident der Brewers of Europe, Präsidium des Deutschen Brauer-Bundes. Und nun, seit Donnerstag dieser Woche, Präsident des Bayerischen Brauer-Bundes (BBB).
Schneider wird es dort nicht leicht haben; zu groß sind die gesellschaftspolitischen Herausforderungen, denen sich die Brauwirtschaft ausgesetzt sieht. Allerdings traut man Schneider, der den Job nicht wirklich abgelehnt haben soll (und dessen Vater Georg V. Schneider selbst schon mal BBB-Präsident war), die Sache zu. Sein Vorgänger Friedrich Düll, der 2011 in die großen Fußstapfen von Michael Weiß eher gedrängt werden musste und der lange nicht über den missionarischen Eifer Schneiders verfügte, war in dieser Hinsicht eher unauffällig. Das wird man dem neuen bayerischen Bierkönig Georg VI. nicht nachsagen.
