Erstaunliche Wendung in der Diskussion um eine EU-weite Verlängerung der Genehmigung des Unkrautvernichters Glyphosat um weiter 15 Jahre: Der ORF berichtet, ist der EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis mit seiner Forderung nach einer Veröffentlichung von Studien über eine mögliche Krebsgefahr des Mittels bei den Herstellern nur halbwegs durchgedrungen. Die Unternehmen hätten eine Art "Lesesaal-Lösung" angeboten, heißt es. Der Hersteller-Zusammenschluss Glyphosat Task Force (GTF) habe Bedenken gegen eine komplette Offenlegung der Untersuchungen geäußert. Die 14 Studien enthielten "geistiges Eigentum und vertrauliche Informationen", zitiert der ORF die GTF.
Die Studien seien von der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA zur Beurteilung des Krebsrisikos durch Glyphosat herangezogen worden - die EFSA kam daraufhin, wie berichtet, zu dem Schluss, dass das Pflanzenschutzmittel wahrscheinlich nicht krebserregend sei. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) sieht das aber anders. Der EU-Gesundheitskommissar hätte diese Diskrepanz gerne aufgeklärt.
Indes halten immer mehr EU-Parlamentarier es für zweifelhaft, dass die EU die Zulassung von Glyphosat-haltigen Spritzmitteln tatsächlich um weitere 15 Jahre verlängert. Der südwestfälische CDU-Europaabgeordnete Dr. Peter Liese, der auch gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten) ist, ließ jetzt verlauten, es gebe in den Fraktionen noch unterschiedliche Auffassungen. Die Christdemokratische Faktion werde sich für eine zeitlich begrenzte Zulassung unter strengen Auflagen aussprechen. Der ursprüngliche Vorschlag der Kommission sei politisch tot.
Vermeintliche Glyphosat-Rückstände im Bier hatten vor einigen Wochen für heftige Diskussionen in Deutschland geführt. Das Münchner Umweltinstitut hatte Biere führender Hersteller getestet und war bei allen fündig geworden, wenn auch in sehr unterscheidlichem Ausmaß.