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Chinas Brauer brechen Absätze weg

Chen Lang (50), Chef der größten chinesischen Brauereigruppe China Resources Beer Holdings (CRB) hat ein in diesem Ausmaß bisher nicht gekanntes Problem: Ihm und seinen Kollegen brechen die Absätze weg.
 

CRB, mit 22 Prozent Marktanteil mit Abstand der größte Brauer Chinas, musste im zweiten Quartal 2016 ein Absatzminus von 4,6% hinnehmen. Damit steht er allerdings noch vergleichsweise gut da, die gesamte chinesische Brauindustrie hatte laut Nachrichtendienst  Bloomberg im ersten Halbjahr ein Minus von 10% zu verzeichnen. Dies entspricht mehr als 20 Millionen Hektolitern, bzw. dem Biermarkt der gesamten Tschechischen Republik oder den Niederlanden.
 

Schon seit zwei Jahren geht die Bierproduktion im weltweit größten Absatzmarkt für Bier zurück. Alleine im letzten Jahr sank der Ausstoß um 4,2% von 492,2 auf 471,6 Millionen Hektoliter. Im Jahr davor lag der Rückgang noch bei bescheidenen 2,8%, wie der Barth Beer Report vermerkte. Die jetzigen Ausmaße kann man daher getrost als dramatisch bezeichnen.
 

Die Probleme kommen von vielen Seiten:


Steigende Bierimporte:
Obwohl im vergangenen Jahr die Bierimporte nach China um sagenhafte 59,2% auf 5,4 Millionen Hektoliter anstiegen, macht diese Menge gerade einmal bescheidene 1,1% aus im Vergleich zur gesamten chinesischen Bierproduktion. Die deutschen Brauereien konnten von dem Importboom nur unterproportional profitieren: Ihr Anteil an den gesamten Bierimporten sank von 48,3% im Jahr 2014 auf 34,9% im vergangenen Jahr wie Research and Markets berichtet.

Lahmende Wirtschaft:
Die Wirtschaft im Reich der Mitte profitierte über Jahrzehnte von einem gewaltigen Wirtschaftswachstum. Dieses war getrieben von einem enormen Nachholbedarf an allen Arten von Gütern und Dienstleistungen, die die zentral gelenkte Wirtschaft den 1,13 Milliarden Einwohner Chinas jedes Jahr zunehmend zur Verfügung stellte. Trotz einer weiter steigenden Wirtschaftsleistung nimmt aber das Wachstum seit einigen Jahren kontinuierlich ab und erreicht nicht mehr die zweistelligen Prozentzahlen früherer Jahre.  Die Folge ist eine Kaufzurückhaltung vieler Chinesen, die jetzt auch den Bierkonsum erreicht hat.

Wetter:
In diesem Jahr kommt zu den anderen Faktoren nun auch noch das schlechte Wetter hinzu. Niedrige Durchschnittstemperaturen und Regenfälle hielten Verbraucher von Kneipen, Restaurants und den beliebten Karaoke-Bars fern und verstärkten noch die durch geringeres Wirtschaftswachstum verursachte Kaufzurückhaltung.
 

Snow und Chen Lang treiben aber im Moment noch ganz andere Dinge um:

 

Sein Unternehmen CRB, das an der Börse von Hong Kong gelistet ist, besitzt zurzeit noch 51,67% der China Resources Snow Breweries Ltd., einem Joint Venture mit SABMiller plc. Nach der Öffnung Chinas im Jahr 1994 war SAB ein Gemeinschaftsprojekt mit der staatsnahen China Ressource Enterprises eingegangen. Das Projekt lief auch überaus erfolgreich, wahrscheinlich auch weil der ausländische Einfluss auf das Gemeinschaftsprojekt trotz nahezu gleich großer Gesellschaftsanteile immer begrenzt blieb. CR Snow entwickelte sich innerhalb von 20 Jahren zur größten Brauerei Chinas und die Marke Snow zur beliebtesten Biermarke der Welt, noch vor Budweiser (USA), Skol (Brasilien) oder Heineken (Niederlande).
 

Im Zuge der Fusion zwischen SABMiller und AB InBev verfügten die chinesischen Kartellbehörden aber jetzt eine Reduzierung des Einflusses der neuen Biermacht. AB InBev bzw. seine Vorgängerfirma Interbrew ist bereits seit 1984 im chinesischen Markt aktiv und besitzt dort heute 36 Braustätten mit Marken wie Harbin and Sedrin und hat einen Marktanteil von rund 16,5%.
 

Daher musste sich SAB Miller verpflichten, seinen knapp 49% großen Anteil an CRB-Snow zu verkaufen. Der vereinbarte Verkaufspreis für die im Jahr 2014 rund 118,4 Mio hl große Brauerei liegt bei 1,6 Milliarden US-Dollar und damit pro Hektoliter deutlich unterhalb dessen, was bei vergleichbaren Transaktionen erzielt wurde. Im April 2013 kaufte beispielsweise AB InBev vier Brauereien in China mit rund 9 Millionen Hektolitern für 439 Millionen US-Dollar. Der Grund für den deutlichen Preisabschlag dürfte die Eigentümerstruktur sein, da der Käufer der staatsnahe Joint Venture Partner ist und die Chinesen nur schwerlich einen neuen Ausländer bei ihrem Marktführer akzeptiert hätten.
 

Der größte Teil des Kaufpreises wird über die Ausgabe von 811 Millionen neuen Aktien zum Preis von 11,73 HK$ pro Aktie finanziert. Dies entspricht einem Abschlag von rund 30% gegenüber dem Börsenpreis Anfang Juli. Die Aktien wandern aber nicht in den freien Handel sondern gehen ausnahmslos in den Besitz von CRB über, die dann nahezu 100% am Gesamtunternehmen besitzen.

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