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App-Solution für die Gastronomie?

Auch wenn noch immer die Perspektive fehlt, ruhen auf Corona-Kontaktnachverfolgungs-Apps viele Hoffnungen der Gastronomie, die endlich einen Weg aus dem Dauer-Lockdown finden muss. Doch ausgerechnet jetzt gerät die gehypte App Luca unter Druck. Dafür wird die von vielen schon als Rohrkrepierer abgetane Corona-Warn-App bald eine langersehnte und wichtige Funktion erhalten.  

Die Gastronomie will endlich wieder öffnen. Ein elementarer Baustein in den Hygienekonzepten ist die digitale Gäste-Registrierung samt Kontaktnachverfolgung via App. Die von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Corona-Warn-App (CWA) wird nur sehr schleppend weiterentwickelt. Gegen Ende der nächsten Woche soll mit ihr aber das Einchecken per QR-Code in Restaurants, im Einzelhandel oder bei Veranstaltungen technisch möglich sein. Weil diese Funktion, die in Großbritannien bereits seit September in die staatliche Warn-App NHS Covid 19 integriert ist, in Deutschland gut zehn Monate auf sich warten ließ, haben viele private Anbieter mittlerweile eigene digitale Lösungen entwickelt. 

In aller Munde ist derzeit vor allem die stark gehypte Luca-App. Bei ihr melden sich die User mit ihrem Namen und persönlichen Kontaktdaten an. Beim Betreten von Restaurants oder Veranstaltungen muss nur noch ein QR-Code mit dem Smartphone gescannt werden. Die lästige Zettelwirtschaft für die handschriftlich geführten Gästelisten entfällt und bei Corona-Fällen kann schnell das Gesundheitsamt, das über eine Schnittstelle mit der App verbunden ist, über weitere Kontakte informiert werden. Hinter Luca verbirgt sich das Berliner Start-up Culture4Life rund um CEO Patrick Hennig. Dahinter wiederum verbirgt sich die neXenio GmbH, ein Ableger des Hasso-Plattner-Instituts, gemeinsam mit Kulturschaffenden wie den Stuttgarter HipHop-Veteranen Die Fantastischen Vier

Diese haben mit Rapper Smudo, der in die App investiert hat, zuletzt ordentlich die Werbetrommel für Luca gerührt. Das hat seine Wirkung nicht verfehlt. Die Mehrheit der Bundesländer (Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen) will zur Nachverfolgung von Kontakten auf Luca setzen. Einige der Länder haben bereits millionenschwere Lizenzen für den Einsatz der Luca-App zum flächendeckenden Einsatz in den Gesundheitsämtern erworben. 

Massive Kritik an Luca-App

Doch zuletzt ist Kritik an der App laut geworden. Es sei fraglich, wie es um die Sicherheit der Nutzerdaten bestellt ist, da diese zwar verschlüsselt, aber zentral auf einem Server der Betreiber gespeichert würden. Zudem hätten alle Gesundheitsämter Zugriff auf die gleichen Schlüssel für die Entschlüsselung der Kontaktdaten. Bei Missbrauch dieser Schlüssel könnte auf eine Vielzahl an Nutzerdaten zugegriffen werden. Im Zuge der Kritik (u.a. von der Konferenz der unabhängigen Datenschützer von Bund und Ländern) hatte Culture4Life den Quellcode der App (für Android) zur Überprüfung offengelegt und wegen u.a. Lizenz-Verstößen gegen Open-Source-Software neuen Ärger auf sich gezogen. Zwar entschuldigte sich das Unternehmen und passte die Lizenz für ihren Programmcode an, doch das Vertrauen seitens der Entwickler-Community ist angeschlagen. Für IOS (Apple) wollen die Luca-Macher den Quellcode noch nachreichen. Auch liegt der Server-Code, der Angaben darüber zulässt, wie sicher die User-Daten auf dem Server liegen, noch nicht vor. Ein neuer Shitstorm ist nicht ausgeschlossen.

Wird also doch noch die große Stunde der CWA schlagen? Immerhin wurde diese bereits 26 Mio mal heruntergeladen und wird Ende April ein weiteres Feature erhalten: Dann können Schnelltests in die CWA integriert werden. Geht es nach der Bundesregierung, wird es künftig zu einer Aufgabenteilung kommen. Die CWA, die im Gegensatz zu Luca keine persönlichen Daten abfragt und alle Daten dezentral nur auf dem eigenen Smartphone speichert, sei laut Gesundheitsministerium weiterhin das Mittel der Wahl, um Risiken zu erkennen und Kontakte zu warnen. Die neue Check-In-Funktion sei dabei eher für private Veranstaltungen gedacht. Den Einsatz der Luca-App sehe das Ministerium vielmehr im kommerziellen Bereich. 

Digital-Initiative gegen bundesweite Einheitslösung

Dass die Bundesländer mittlerweile fast einheitlich auf Luca setzen wollen, missfällt der Initiative Wir für Digitalisierung. Darin haben sich eine Vielzahl an Programmierern und Start-ups zusammengeschlossen, die Kontaktdatenerfassungssysteme wie darfichrein.deRecoverGastIdent oder HygieneRanger entwickelt haben. Das Motto: „Es muss egal sein, mit welcher App ein Betrieb digitale Kontaktdaten erfasst. Wichtig ist, dass das Gesundheitsamt über eine einheitliche, offene Schnittstelle darauf zugreifen kann.“ Auch Luca könne an eine solche Schnittstelle angebunden werden.      

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