Seit geraumer Zeit ist Albert Christmann auf Tauchstation gegangen. Um den fragilen Frieden im Beirat der Oetker-Gruppe nicht zu gefährden. Der Finanzchef will unbedingt an die Spitze der Oetker-Gruppe rücken, wenn Richard Oetker, 65, satzungsgemäß am Ende diesen Jahres ausscheiden wird. Hinter den Kulissen ist schon alles bereitet, doch jedes kleine Störfeuer könnte die Familienmitglieder nochmal zum Umdenken bringen, Richards Halbbruder Alfred Oetker hatte es selbst auf den Posten abgesehen, bevor er sich im Januar 2015 mit dem Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des Beirats zufrieden gab.
Es passte Christmann deshalb so gar nicht ins Konzept, dass er sich diesen Dienstag doch aus der Deckung wagen musste. Richard Oetker war beim Verlassen seines Hauses auf dem Weg zu seiner letzten Bilanzpressekonferenz gestürzt, sagte ab. Für ihn musste Christmann in die Bütt und das Manuskript seines Herrn und Meisters vorlesen. Natürlich kam dann auch die Frage nach der Nachfolge auf, die Oetker selbst sicherlich souveräner hätte beantworten können. Ob er sich für den Posten beworben habe, wurde Christmann gefragt. Habe er nicht, er mache seine jetzige Aufgabe gern. Die Auswahl treffe der Beirat. „Da gibt es einen festen Zeitplan", murmelte Christmann. „Wir werden uns zu gegebener Zeit melden."
Immerhin: Über die Kartellstrafe von 160 Mio Euro, die in Christmanns Zeit als Radeberger-Boss fiel, wurde nicht gesprochen. Vermutlich bleibt das Thema auch bis zu Chrsistmanns Inthronisation unter dem Deckel. Radeberger hat Klage gegen die Kartellbuße erhoben, gibt seither keinerlei Kommentare dazu ab. Und das OLG Düsseldorf wird den Prozess wohl nicht mehr in diesem Jahr eröffnen. Da sollte eigentlich nichts mehr schief gehen...